AkademieBesser Nachhilfe gebenKennenlernspiele für die erste Nachhilfestunde

Brechen Sie das Eis: Kennenlernspiele für die erste Nachhilfestunde

  24. Juni 2025,    7 min. lesen,
Das erste Treffen mit einem neuen Nachhilfeschüler oder einer neuen Nachhilfeschülerin ist oft eine kleine Wundertüte: Man weiß nicht, welches Kind einem gegenübersitzt – offen und gesprächig oder schüchtern und zurückhaltend. Und gleichzeitig steht man vor einer wichtigen Herausforderung: das Kind für das gemeinsame Lernen zu begeistern.
Gerade bei stilleren oder vorsichtigen Kindern kann die Anfangsphase herausfordernd sein. Hier können Kennenlernspiele für Kinder helfen, die Anspannung zu lösen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und das Vertrauen beim Nachhilfeunterricht vom ersten Moment an aufzubauen.

Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit einfachen, altersübergreifenden Spielen locker ins Gespräch kommen und warum die erste Stunde nicht gleich ein Unterrichtsmarathon sein sollte.

Warum die erste Nachhilfestunde anders ist

Die erste Nachhilfestunde ist mehr als eine Lerneinheit. Sie ist die Grundlage für alles, was folgt. Auch wenn die Versuchung groß ist, sofort mit Übungen zu starten, lohnt es sich, die ersten zehn bis fünfzehn Minuten dem gegenseitigen Kennenlernen zu widmen. Denn: Wer sich wohlfühlt, lernt besser.

Wenn Kinder sich noch nicht sicher fühlen, fällt es ihnen schwer, sich zu konzentrieren. Sie bauen schnell innere Barrieren auf, die später nur mühsam zu überwinden sind. Darum ist es entscheidend, das Eis möglichst früh zu brechen.

Sprechen Sie im Vorfeld offen mit den Eltern. Erklären Sie, dass die erste Stunde bewusst locker gestaltet ist – als Einstieg in die gemeinsame Arbeit. Eltern, die den Zweck verstehen, wissen die sanfte Heranführung zu schätzen.
Wussten Sie schon?
Kinder reagieren je nach Alter und Charakter ganz unterschiedlich auf neue Situationen. Während manche schnell auftauen, brauchen andere etwas mehr Zeit. Bleiben Sie geduldig. Gerade stille Kinder zeigen ihr wahres Ich erst, wenn sie sich sicher fühlen.

7 Kennenlernspiele für Kinder, die das Eis brechen

Ein spielerischer Einstieg hilft Volksschülern genauso wie Jugendlichen in der Oberstufe. Er erleichtert den Start für ein entspanntes und effektives Miteinander beim Lernen.

1. Was bedeutet dein Name?

Fragen Sie das Kind, ob es weiß, was sein Vorname bedeutet oder warum die Eltern diesen Namen gewählt haben. Wenn keine Antwort kommt, helfen Sie mit weiteren Fragen nach. Erzählen Sie auch etwas über Ihren eigenen Namen.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Wenn Kinder über ihren Namen reden dürfen, fühlen sie sich gesehen, denn ein Name steht immer auch für Persönlichkeit und Geschichte. Viele erzählen gern von sich selbst, und so ein Gespräch gibt ihnen die Chance, das auf ganz persönliche Weise zu tun.

2. Was magst du?

Fragen Sie nach Lieblingsbüchern, Filmen, Spielen oder Hobbys und warum gerade diese spannend sind. Erzählen Sie anschließend auch von Ihren eigenen Vorlieben.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Ein Gespräch über Dinge, die wir mögen, sagt viel über den eigenen Charakter und die Interessen aus. Kinder sprechen meist gern über ihre Hobbys und Lieblingsfilme. Ein idealer Gesprächseinstieg, der fast immer gut funktioniert.

3. Wo siehst du dich in 10 Jahren?  

Bitten Sie das Kind, sich vorzustellen, wo es in fünf oder zehn Jahren stehen möchte. Welche Ziele hat es? Wie stellt es sich seine Zukunft vor? Was möchte es später einmal beruflich machen? Dieses Gespräch kann viel über die Träume, Wünsche und Ambitionen des Kindes verraten.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Kinder und Jugendliche lieben es, sich ihre Zukunft auszumalen. Geben Sie ihrer Fantasie Raum. Gleichzeitig bietet dieses Gespräch die Gelegenheit, eine Verbindung zwischen ihren Zielen und den Schulfächern herzustellen.

Wenn ein Kind zum Beispiel davon träumt, Ingenieur:in zu werden, können Sie darauf hinweisen, wie wichtig Mathe, Physik oder Chemie für diesen Beruf sind und damit deutlich machen, dass das, was es jetzt lernt, später wirklich zählt.

4. Zwei Wahrheiten und eine Lüge 

Bitten Sie das Kind, drei Sätze über sich zu formulieren: zwei davon sollen wahr sein, einer frei erfunden. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, welche Aussage die Lüge ist. Anschließend wechseln Sie die Rollen und das Kind darf raten.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Diese Übung ist einfach, spielerisch und lockert die Atmosphäre. Statt gleich mit Lernstoff zu beginnen, kann das Kind etwas über sich zeigen und Selbstbewusstsein gewinnen.

5. Kleine Debatte 

Starten Sie mit einer einfachen, lustigen Diskussion – zum Beispiel: „Ist die Schule besser als die Arbeit?“ Das Kind sucht Argumente für seine Position und Sie vertreten die Gegenposition.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Das Spiel motiviert das Kind, sich aktiv zu beteiligen, und Sie lernen seinen Denkstil und seine Ausdrucksweise kennen. Diese Einblicke helfen Ihnen, den Unterricht gezielt auf das Kind abzustimmen.

6. Reden Sie über aktuelle Themen 

Greifen Sie ein Thema auf, das Kinder oder Jugendliche aktuell beschäftigt, sei es ein Song, ein Film oder etwas aus den sozialen Medien. Fragen Sie nach, warum das gerade jetzt wichtig für das Kind ist und hören Sie aufmerksam zu.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Vor allem jüngere Kinder sprechen gern über Dinge, die auch in ihrem Freundeskreis ein Thema sind. Solche Gespräche schaffen Vertrauen, weil das Kind merkt, dass auch seine Meinung zählt. Werden Sie zu der erwachsenen Person, die wirklich zuhört und echtes Interesse zeigt.

7. “Entweder-oder” – Was würdest du wählen? 

Stellen Sie Fragen wie: „Wärst du lieber Tierarzt oder Busfahrer?“ oder “Magst du lieber Sommer oder Winter?”. Das macht Spaß und verrät ganz nebenbei, was dem Kind wichtig ist. Teilen Sie im Anschluss auch Ihre Wahl und fördern Sie so den Austausch auf Augenhöhe.
Warum ist das ein guter Einstieg?
Diese Fragen helfen, die erste Anspannung zu lösen. Man lacht zusammen, kommt ins Gespräch, regt die Fantasie an und schafft eine gute Basis fürs gemeinsame Lernen. Ganz nebenbei lernen Sie das Kind besser kennen und legen den Grundstein für gegenseitiges Vertrauen.

Wie beginnt man ein Gespräch über das Problemfach?

Auch wenn das Eis schon fast gebrochen ist, bleibt meist noch eine dünne Schicht zurück: Jenes Schulfach, das der Grund für den Nachhilfeunterricht ist. Wie gelingt es, dieses sensible Thema anzusprechen und dem Kind zu helfen, eine Lösung zu finden?

Starten Sie mit einer Selbsteinschätzung 

Ein möglicher Einstieg ist die Methode der persönlichen Einschätzung. Bitten Sie das Kind, sich in dem betreffenden Fach auf einer Skala von 1 bis 10 selbst zu bewerten – und werden Sie dabei möglichst konkret.

Am Beispiel Englisch: Hier gibt es viele Teilbereiche, die eine Rolle spielen – Grammatik, freies Sprechen, Zeitformen, Aussprache ...
Fragen Sie zum Beispiel:

„Wie würdest du deine Aussprache in Englisch einschätzen? Fällt sie dir schwer? Wo denkst du, stehst du auf einer Skala von 1 bis 10 – wobei 1 bedeutet: ‚Ich habe keine Ahnung von der Aussprache‘ und 10: ‚Ich bin mir absolut sicher‘.“

Dieser Ansatz gibt dem Kind die Möglichkeit, seine eigenen Gefühle und Einschätzungen offen auszudrücken und Sie können jene Bereiche erkennen, die ihm die größten Schwierigkeiten bereiten.

Nach der Einschätzung fragen Sie das Kind, was seiner Meinung nach helfen würde, den Stoff besser zu verstehen.

Achten Sie auf nonverbale Signale

Manche Schüler sagen nicht offen, dass ihnen etwas schwerfällt – doch ihre Reaktionen sprechen Bände. Wenn ein Kind zum Beispiel bei einem bestimmten Thema verunsichert wirkt oder Fragen dazu ausweicht, könnte genau hier Unterstützungsbedarf bestehen.

Üben Sie in solchen Momenten keinen Druck aus. Signalisieren Sie stattdessen, dass es völlig in Ordnung ist, etwas nicht zu wissen. Zum Beispiel so: „Ich sehe, dass das nicht gerade dein Lieblingsthema ist. Magst du mir erzählen, was dir daran besonders schwerfällt?“

Verwenden Sie eine positive Sprache

Worte haben große Wirkung. Sie können motivieren oder verunsichern. Deshalb ist es wichtig, Ihre Fragen so zu formulieren, dass das Kind Nachhilfe nicht als negativ empfindet, sondern als Chance zum Wachsen.
Statt „Was kannst du nicht?“ fragen Sie besser: „Woran möchtest du besonders arbeiten?“ oder „Bei welchem Teil des Stoffes würdest du dich gern sicherer fühlen?“

Die „Erklär’s mir“-Methode

Ein besonders wirksamer Ansatz ist die „Erklär’s mir“-Methode. Bitten Sie das Kind, Ihnen einen Teil des Stoffes zu erklären, den es bereits gut beherrscht. So, als würde es Sie unterrichten. Das gibt ihm die Möglichkeit, sich als Expert:in zu fühlen. Dies kann das Selbstbewusstsein deutlich stärken.

Wenn das Kind den Stoff erfolgreich erklärt hat, geben Sie gezielt positives Feedback: „Das hast du super erklärt! Was glaubst du, warum der nächste Teil schwieriger ist?“

Mit dieser Methode erkennen Sie nicht nur die Bereiche, in denen noch Unsicherheiten bestehen, sondern auch jene, die schon gut sitzen. Das ist sowohl für das Kind als auch für Sie wichtig!

Die Methode mit dem Zauberstab

Wenn Sie auf spielerische Weise herausfinden möchten, bei welchem Thema das Kind die größten Schwierigkeiten hat, probieren Sie die „Zauberstab-Methode“ aus. Stellen Sie einfach die Frage: „Wenn ich einen Zauberstab hätte und dir einen Teil des Stoffes ganz leicht machen könnte – welcher wäre das?“

So kann das Kind offen und ohne Druck sagen, was ihm wirklich schwerfällt. Gleichzeitig helfen Sie ihm, sich seiner eigenen Stolperstellen bewusst zu werden und in den Augen des Kindes werden Sie ein bisschen zur Zauberperson, die mit „magischem“ Wissen helfen kann, Hindernisse zu überwinden.

Seien Sie eine verlässliche Stütze

Am wichtigsten ist es, den eigenen Ansatz dem Alter und den Bedürfnissen des Kindes anzupassen. Bleiben Sie natürlich, freundlich und offen. Kinder spüren das und fühlen sich in Ihrer Nähe wohler.

Bewerten Sie das Kind nicht nach Noten oder Fehlern, sondern bestärken und ermutigen Sie es. Statt Kritik zu äußern, sagen Sie lieber so etwas wie: „Für jedes Problem gibt es eine Lösung – und wir finden sie gemeinsam!“

Von Anfang an sollten Sie auf Vertrauen und ehrliche Kommunikation setzen. Das wird Ihnen nicht nur beim ersten Gespräch helfen, sondern auch dann, wenn es darum geht, gemeinsam weitere Herausforderungen auf dem Weg zu besseren Ergebnissen zu meistern.