InspirationLifestyleMentale Erschöpfung vermeiden

Tragen Sie die Hauptlast? So verteilen Sie Aufgaben im Haushalt fair

  5. September 2025,    9 min. lesen,
Zusammenarbeit mit Babette Todt
Haben Sie oft das Gefühl, dass Sie an alles denken müssen? Was eingekauft werden soll, was gekocht wird, welche Aufgaben die Kinder zu erledigen haben, wann wessen Geburtstag ansteht und wie die Pläne fürs Wochenende aussehen?

Wenn ja, tragen Sie vermutlich den größten Teil dessen, was als Mental Load (mentale Belastung) bezeichnet wird.

Dies ist die gesamte unsichtbare Arbeit, die eine Familie oder einen gemeinsamen Haushalt zusammenhält, die aber oft unbemerkt bleibt oder nicht ausreichend gewürdigt wird.

Doch das muss nicht so bleiben. Es gibt Wege, diese Last fair mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner zu teilen. Neben einer spürbaren Entlastung stärken Sie damit Ihre Beziehung und gewinnen beide mehr Zeit für gemeinsame Momente. Und das Wichtigste: Ihr Partner oder Ihre Partnerin wird Ihnen mehr Respekt entgegenbringen, was wiederum Ihrem Selbstwertgefühl guttut.

In diesem Artikel lesen Sie, wie Sie offen über dieses Thema sprechen, Aufgaben gerecht verteilen und so ein besseres Gleichgewicht in der Familie schaffen können. Eine ausgewogene Aufgabenverteilung im Haushalt hilft, die mentale Erschöpfung zu reduzieren und dem Gender Care Gap (= der ungleichen Verteilung von unbezahlter Haushaltsarbeit zwischen Frauen und Männern) entgegenzuwirken.

Was versteht man unter Mental Load?

Mental Load, in der Fachwelt auch als „unsichtbare Arbeit“ bezeichnet, umfasst all jene Aufgaben, die wir oft nicht sehen, die aber für das reibungslose Funktionieren des Alltags entscheidend sind. Es geht dabei nicht nur um das klassische Wäschewaschen oder Kochen – vielmehr umfasst es Planung, Organisation, das Einhalten von Fristen und alles, was dafür sorgt, dass der Haushalt und die Familie harmonisch funktionieren.
Wussten Sie schon?
Zu starker mentaler Belastung kommt es auch, wenn uns Unordnung umgibt – ein Effekt, der wissenschaftlich belegt ist. So stehen wir oft vor zwei Problemen gleichzeitig: einem Berg an körperlicher Arbeit und der psychischen Last, die durch das Chaos um uns herum entsteht.

Wie zeigt sich mentale Last im echten Leben?

Stellen Sie sich vor, Sie planen ein Familienwochenende. Es reicht nicht, einfach nur ein Ziel auszuwählen, ins Auto zu steigen und loszufahren. Sie müssen organisieren, wer welche Kleidung einpackt, was gegessen wird, den Wetterbericht prüfen und sicherstellen, dass alles vorbereitet ist. Diese Art von Organisation kostet mentale Energie und bleibt oft an einer Person hängen, meist an der Mutter.
Wussten Sie schon?
Im Englischen spricht man von weaponized incompetence. Damit ist ein manipulatives Verhalten gemeint, bei dem eine Person in einer Partnerschaft versucht, sich vor unangenehmen Aufgaben zu drücken, indem sie so tut, als könne sie diese nicht erledigen. Oder sie macht die Aufgaben absichtlich schlecht, um sie künftig nicht mehr übernehmen zu müssen.

Das zwingt die andere Person dazu, diese Tätigkeiten dauerhaft allein zu übernehmen. Mit der Zeit entsteht dadurch ein Muster, das eine enorme mentale Last und zusätzliche Arbeit für eine Person schafft. Das verursacht Stress und führt zu Konflikten.

Was also tun, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin solches Verhalten zeigt?

Vermeiden Sie Sätze wie: „Na gut, dann mache ich es eben selbst.“ Ziel ist es, den Partner oder die Partnerin zu ermutigen, die Aufgabe zu übernehmen – auch wenn es anfangs nicht perfekt klappt. Denn wer es nie selbst versucht, wird es auch niemals lernen.
Babette Todt
Psychologische Beraterin, Life Coach und Innere-Kind-Mentorin
Viele Frauen tragen die Hauptlast im Familienalltag – nicht nur praktisch, sondern auch mental. Das ständige Mitdenken („Wer kauft ein? Wann ist Elternabend? Hat das Kind Sportsachen?“) führt zu chronischem Stress, Erschöpfung und langfristig oft zu Frust.

Die Folgen zeigen sich nicht nur im Wohlbefinden der Frau, sondern auch in der Partnerschaft: Nähe und Leichtigkeit gehen verloren, die Kommunikation wird angespannt und das Liebesleben leidet. Eine Abwärts-Spirale in der Paarbeziehung entsteht. Viele Frauen, die ich im 1:1 Coaching begleite, erleben das.

Mein Tipp: Sprechen Sie offen über Ihre Belastung, statt alles allein zu machen. Trauen Sie Ihrem Partner zu, dass er die eine oder andere Aufgabe übernimmt. Machen Sie im Gespräch sichtbar, welche Aufgaben und Gedanken Sie täglich bewegen. Vereinbaren Sie gemeinsam klare Zuständigkeiten – ohne, dass einer „mithilft“, sondern beide die Verantwortung tragen. Wenn beide Partner an Bord sind, entsteht automatisch mehr Verbundenheit, Verständnis und Raum für echte Paarzeit.

Wie wirkt sich mentale Last auf Ihre Gefühle und Energie aus?

Den Großteil der mentalen Last zu tragen, kann äußerst erschöpfend sein. Besonders dann, wenn von Ihnen erwartet wird, Haushaltspflichten, Elternschaft und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ständig an alles denken zu müssen, verursacht Stress, das Gefühl von Überforderung, Energiemangel und kann bis hin zu einem sogenannten Parental Burnout führen, von dem vor allem Mütter betroffen sind.
Schon gewusst?
Statistiken zeigen, dass Frauen im Durchschnitt noch immer fast zwei Stunden mehr unbezahlte Arbeit pro Tag leisten als Männer. Gemeint sind vor allem Hausarbeit und Kinderbetreuung – all jene Aufgaben also, die das mentale Belastungsempfinden zusätzlich verstärken und die Arbeitsteilung im Haushalt unausgeglichen machen.

Mentale Belastung und ihre Auswirkung auf die ganze Familie

Wenn der Großteil der Verantwortung auf einer Person lastet, kann dies das Gleichgewicht in der Beziehung ernsthaft stören.

Mit der Zeit kann ein solches Ungleichgewicht zu Frustration, Ablehnung und Entfremdung zwischen den Partnern führen. Oft entwickelt sich bei der Mutter das Gefühl, dass niemand ihre Arbeit schätzt. Dadurch entsteht Misstrauen, nicht nur in der Beziehung, sondern auch gegenüber sich selbst.

Eine ungleiche Aufteilung der Pflichten betrifft jedoch nicht nur die Partnerschaft, sondern hat weitreichendere Folgen für die ganze Familie. Wenn Kinder merken, dass die Mutter gestresst und müde ist, kann das ihr Gefühl von Geborgenheit und die Stimmung zuhause beeinträchtigen.
Wenn die Last immer nur von einem Elternteil getragen wird, kann es passieren, dass Kinder dieses Verhaltensmuster als normal annehmen. Dies kann ihre zukünftigen Beziehungen und ihre Einstellung zur Aufgabenverteilung prägen.

Mit der Geburt eines Kindes durchläuft jedes Paar eine Phase, die als Adaptionsphase bezeichnet wird. In dieser entscheidenden Zeit entwickelt das Paar eine neue Dynamik, passt die Kommunikation an, teilt Aufgaben und etabliert neue Muster der Nähe – auch unter Berücksichtigung der individuellen Veränderungen, die sowohl der Vater als auch die Mutter durchmachen. Plötzlich übernehmen sie die Rollen von Mutter und Vater, und die Beziehung verändert sich.

Biologische Faktoren wie Schlafmangel und Erschöpfung reduzieren in dieser Zeit die persönliche Leistungsfähigkeit. Deshalb ist gegenseitige Unterstützung in dieser Phase besonders wichtig.
Die Wissenschaft spricht für sich
Eine Studie von SciencesPo zeigt, dass Frauen wöchentlich mehr Stunden mit Multitasking verbringen als Männer. Die verbleibende Freizeit wird zudem ständig unterbrochen. Viele Frauen haben das Gefühl, jederzeit verfügbar sein zu müssen.
Babette Todt
Psychologische Beraterin, Life Coach und Innere-Kind-Mentorin
Wenn Frauen versuchen, Job, Kinder, Haushalt, Partnerschaft und sich selbst gleichzeitig perfekt zu managen, führt das meist zu dauerhafter Erschöpfung, Schlafmangel und dem Eindruck „nie gut genug“ zu sein, verbunden mit innerer Zerrissenheit und einem permanent schlechten Gewissen.

Mein Tipp: Setzen Sie sich einmal pro Woche mit Ihrem Partner zusammen und erstellen Sie eine gemeinsame „Familien-To-Do-Liste“. Jede Aufgabe wird klar verteilt – inklusive unsichtbarer Dinge wie Arzttermine vereinbaren oder Geschenke für den Kindergeburtstag besorgen. So wird Verantwortung sichtbar und geteilt. Das entlastet die Frau, stärkt das „Wir-Gefühl“ und schafft Raum für Nähe und Freude im Alltag und in der Beziehung!

Liegt alles bei Ihnen?

Beantworten Sie die folgenden Fragen, um herauszufinden, ob Sie zu viel Verantwortung tragen:

  • Haben Sie das Gefühl, ständig zwischen Aufgaben zu jonglieren, ohne dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin merkt, wie sehr Sie das belastet?
  • Sind Sie die Person, die immer vorausdenkt – alles plant, organisiert und darauf achtet, dass alles erledigt wird?
  • Haben Sie das Gefühl, immer eingreifen, korrigieren und alles sicherstellen zu müssen, weil sonst niemand daran denkt?
  • Fühlen Sie sich psychisch erschöpft, energielos und ohne Zeit für sich selbst?
Wenn Sie die meisten dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, ist es möglicherweise an der Zeit, die Aufgabenverteilung im Haushalt zu überdenken. Untersuchungen belegen, dass Frauen aufgrund der mentalen Last oft weniger schlafen als Männer, was zu chronischer Schlaflosigkeit führen kann.

Frust ade: Mit klarer Kommunikation die Aufgaben gerecht verteilen

Wenn Sie das Gefühl haben, dass zu viel Last auf Ihnen liegt, sollte der erste Schritt ein Gespräch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin sein. In Ruhe und ohne Vorwürfe. Setzen Sie sich zusammen und teilen Sie offen mit, was Sie belastet und was Sie brauchen.

Im Gegensatz zum früheren Modell der traditionellen Familie – in dem die Frau den gesamten Haushalt erledigte und der Mann arbeiten ging – sieht es heute anders aus. Viele Männer haben kein Problem damit, sich einzubringen, aber es muss klar ausgesprochen werden. Genau darin liegt oft die Schwierigkeit.

Vielleicht denken Sie, dass Ihr Partner es doch sehen muss. Doch viele Männer haben wirklich keine Ahnung von den inneren Kämpfen ihrer Partnerinnen, insbesondere wenn sie bislang weniger Verantwortung für Haushalts- und Organisationsaufgaben übernommen haben.
Der Partner hat keine bösen Absichten und es bedeutet nicht, dass er Sie zu wenig liebt.

Oft ist es ihm einfach nicht bewusst. Genau hier liegt der Knackpunkt: Bitten Sie um Unterstützung und fragen Sie aktiv nach Hilfe. Aber wie können Sie Bedürfnisse konstruktiv äußern, ohne dabei Konflikte zu provozieren?
Babette Todt
Psychologische Beraterin, Life Coach und Innere-Kind-Mentorin
Viele Frauen sind enttäuscht, weil der Partner die Belastung nicht „von selbst“ sieht. Tatsache ist: Er hat es oft wirklich nicht am Radar.

So können Sie in 3 Schritten zum gelungenen Gespräch mit dem Partner finden:

  1. Ich-Botschaften nutzen: Sagen Sie klar, wie Sie sich fühlen („Ich bin erschöpft.“), statt Vorwürfe zu machen.
  2. Konkrete Beispiele geben: Zeigen Sie, welche unsichtbaren Aufgaben Sie tragen („Ich denke an Arzttermine, Schulinfos, Kindergeburtstage, Einkauf, …).
  3. Verbindliche Absprachen treffen: Bitten Sie ihn, konkrete Aufgaben dauerhaft zu übernehmen – nicht als Hilfe, sondern als gemeinsame Verantwortung.
So entsteht Verständnis statt Abwehr und die Beziehung kann wieder erfüllter gelebt werden.

Gemeinsam statt allein: Tipps für eine gerechte Aufgabenverteilung

🎯 Gemeinsame Ziele setzen. Legen Sie Ziele fest, die Sie beide als Team erreichen können. Zum Beispiel könnten Sie sich vornehmen, bis Ende der Woche alle Haushaltsaufgaben gemeinsam zu erledigen. Das Teilen kleiner Ziele schafft Erfolgserlebnisse und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

💪 Aufgaben nach Fähigkeiten und Vorlieben verteilen. Überlegen Sie zunächst, wer welche Aufgaben besser erledigt. Wer arbeitet morgens besonders effizient, wer abends? Wer kocht gern, wer hat Geduld für Hausaufgaben? Ein einfaches Prinzip wie „Die eine Person kocht, die andere spült“ kann in jeder Familie helfen. Klären Sie gemeinsam, wer welche Aufgaben übernimmt und für welchen Bereich verantwortlich ist.

📅 Kalender, To-do-Listen oder Apps nutzen. Keine Frage, es ist schwer, alles im Kopf zu behalten. Ein Kalender für Familienaktivitäten oder eine gemeinsame Aufgabenliste kann Ihnen helfen, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass nichts Wichtiges untergeht.

🌀 Flexibel bleiben. Das Leben hält oft Überraschungen bereit – Kinder werden krank, Pläne ändern sich, ein spontaner Ausflug kommt dazwischen. Nicht alles lässt sich planen. Manchmal ist es nötig, flexibel zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen, wenn etwas nicht wie geplant läuft.
🧒 Kinder in den Haushalt einbeziehen. Falls Sie Kinder haben, binden Sie sie in einfache Aufgaben ein – so lernen sie von klein auf Verantwortung. Übertragen Sie ihnen altersgerechte Aufgaben wie das Zusammenlegen der eigenen Kleidung, Abwaschen oder Mithilfe im Garten.

🚫 Nicht konkurrieren. Im Familienleben gibt es keinen Platz für Konkurrenz. Es geht um gegenseitige Unterstützung. Vergessen Sie nicht, die Bemühungen Ihres Partners oder Ihrer Partnerin zu würdigen: Jede Hilfe, auch die kleinste, zählt. Wenn Sie sich gegenseitig unterstützen, profitiert die ganze Familie!

Vergessen Sie nicht, Ihre Beziehung zu pflegen

Und nicht zuletzt: Pflegen Sie Ihre Beziehung. Auch wenn Ihre To-do-Liste endlos lang ist, nehmen Sie sich stets Zeit für sich und Ihre:n Partner:in. Sie müssen nicht auf ein Jubiläum oder den Valentinstag warten, um bewusst Zeit zu zweit zu verbringen. Ein gemeinsames Abendessen, ein Spaziergang oder ein Kinobesuch – alles, was Sie daran erinnert, dass Sie nicht nur Eltern sind, sondern weiterhin ein Paar.
Babette Todt
Psychologische Beraterin, Life Coach und Innere-Kind-Mentorin
Eine Partnerschaft braucht bewusst gepflegte Zeit zu zweit – sonst bleibt man irgendwann nur noch Eltern-Team statt Liebespaar. 

Ein:e Babysitter:in kann hier zum Gamechanger werden, weil er oder sie Freiraum schafft für Nähe, Gespräche und gemeinsame Erlebnisse, die die Liebe lebendig halten.
Wenn Sie keine Möglichkeit zur Kinderbetreuung haben, organisieren Sie eine vertrauenswürdige Betreuungsperson, die sich um die Kleinsten kümmert, während Sie Kraft tanken oder die Zweisamkeit genießen.

Genießen Sie diese Momente zu zweit, denn sie erfrischen nicht nur Ihre Beziehung, sondern wirken sich positiv auf die gesamte Familie aus. 
Wie handhaben Sie das bei sich zu Hause? Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne in den Kommentaren auf Facebook oder Instagram.