Nachhilfe, die wirkt: Unterrichtsstile verstehen und gezielt einsetzen
Jedes Kind lernt anders. Das wird schnell klar, wenn man sich mit Bildung und Pädagogik beschäftigt. Wer den individuellen Lernstil eines Kindes erkennt, kann gezielter unterstützen und sorgt dafür,
dass Lernen nicht bloß aus frustrierendem Auswendiglernen besteht, sondern tatsächlich Fortschritte bringt. Das ist nicht nur entscheidend für den schulischen Erfolg, sondern auch für alle, die Nachhilfe geben – ganz gleich, ob privat oder professionell.
dass Lernen nicht bloß aus frustrierendem Auswendiglernen besteht, sondern tatsächlich Fortschritte bringt. Das ist nicht nur entscheidend für den schulischen Erfolg, sondern auch für alle, die Nachhilfe geben – ganz gleich, ob privat oder professionell.
Inhaltsverzeichnis
Eltern suchen keine Nachhilfe von der Stange. Gefragt sind Personen, die sich auf den Lernstil ihres Kindes einstellen können. Wer dabei verschiedene Unterrichtsstile beherrscht, hebt sich als Nachhilfelehrer:in klar von anderen ab.
Wer bereits unterrichtet oder es in Zukunft vorhat, sollte sich mit der Frage beschäftigen: Welche Lerntypen gibt es? Und noch wichtiger: Welchen Unterrichtsstil sollte ich wann verwenden? Der folgende Artikel bietet einen kompakten Überblick und zeigt, wie Sie mit Einfühlungsvermögen und Fachwissen wirkungsvolle, individuelle Nachhilfe gestalten.
4 Lernstile: Wie wählt man den richtigen aus und passt den Unterricht daran an?
Es gibt zahlreiche Theorien darüber, welche Lerntypen es gibt. Im Folgenden stellen wir das bekannte VARK-Modell vor, das Lernstile anhand der bevorzugten Sinneskanäle beschreibt:
- Visual: Visueller Lerntyp
- Auditory: Auditiver Lerntyp
- Reading/Writing: Kognitiv-intellektueller Lerntyp
- Kinesthetic: Kinästhetischer oder haptischer Lerntyp
Das VARK-Modell ist eine theoretische Annahme, zu der es auch kritische Stimmen gibt, die diese Theorie infrage stellen. So betont sogar der Urheber des Modells, dass Lernstile nicht unbedingt mit bestimmten Persönlichkeitstypen zusammenhängen, sondern vielmehr auf verschiedene Schulfächer abgestimmt sind.
Deshalb zeigen wir in diesem Artikel beide Perspektiven auf: Für welche Persönlichkeitstypen bestimmte Lernstile besonders geeignet sind und bei welchen Fächern ihr Einsatz am effektivsten sein kann.
Ein Kind muss nicht ausschließlich einem Lernstil entsprechen, häufig ist es eine Mischung aus mehreren. Daher lohnt es sich, die unterschiedlichen Lerntypen zu erkunden und darauf aufbauend den optimalen Unterrichtsansatz für das Kind zu entwickeln.
Wer den Unterrichtsstil an die Vorlieben des Kindes anpasst, kann die Lernmotivation und -effizienz deutlich steigern, besonders bei Kindern, die sich nur ungern mit dem Lernen beschäftigen. Schauen wir uns deshalb nun genauer an, was die einzelnen Lernstile ausmacht.
1. Visueller Lerntyp
Kinder und Studierende, die bevorzugt visuell lernen, nehmen Informationen am besten über das Sehen auf. Sie haben häufig ein gutes Bildgedächtnis, brauchen klare Strukturen und halten sich Lerninhalte oft selbst mit Skizzen oder Zeichnungen fest. Bilder helfen ihnen, den Stoff besser zu verstehen und langfristig abzuspeichern.
Praktische Tipps:
- Lernkarten nutzen – am besten digital, z. B. mit Quizlet
- Gemeinsam Mindmaps zu den Themen erstellen
- Beim Mitschreiben Farben oder Marker einsetzen, Wörter unterstreichen
- Mit Präsentationen, Illustrationen, Infografiken oder anderen bildlichen Darstellungen arbeiten
Besonders geeignet für Fächer wie:
- Mathematik (Geometrie, Diagramme, Gleichungen, Brüche, Textaufgaben)
- Biologie (Aufbau von Zellen und Organismen, Anatomie des Menschen)
- Geschichte (Zeitstrahlen, Karten historischer Ereignisse)
- Geografie (stumme Karten = Karten ohne Beschriftungen)
Tipp von Sitters.at
Ermutigen Sie das Kind, sogenannte „visuelle Lernplakate“ zu gestalten – also eine Mischung aus Skizzen, Grafiken und wenig Text. Eine gut gemachte Mindmap reicht oft schon aus, um sich den gesamten Stoff mit einem Blick wieder ins Gedächtnis zu rufen.
2. Auditiver Lerntyp
Beim auditiven Lernstil steht das Hören im Mittelpunkt. Informationen bleiben besser im Gedächtnis, wenn sie gehört oder laut ausgesprochen werden. Viele Lernende profitieren davon, Inhalte in eigenen Worten wiederzugeben oder durch Gespräche und Diskussionen zu verarbeiten. Deshalb ist diese Lernform besonders wirkungsvoll in Gruppen oder im direkten Austausch mit einer Nachhilfelehrkraft.
Praktische Tipps:
- Lassen Sie das Kind den Lernstoff mit eigenen Worten erzählen.
- Führen Sie gemeinsame Gespräche über das Thema, um das Verständnis zu vertiefen.
- Nutzen Sie Eselsbrücken, Reime, Lieder oder andere akustische Merkhilfen.
- Empfehlen Sie passende Videos, Podcasts oder Hörbücher zum Thema.
-
Nehmen Sie Nachhilfeeinheiten auf – so kann das Kind sie später noch einmal anhören.
Besonders geeignet für Fächer wie:
- Fremdsprachen (Gespräche, Aussprache, Hörverständnis)
- Deutsch (z. B. Literaturhörspiele oder Zusammenfassungen als Audio)
- Politische Bildung / Sozialkunde (Diskussion gesellschaftlicher Themen)
- Geschichte (Geschichtliches als Erzählung, Diskussion über historische Ereignisse)
3. Kinästhetischer (haptischer) Lerntyp
Für den aktiven Lerntyp, der kaum 45 Minuten still sitzen kann, funktioniert Lernen durch Bewegung und Anfassen meist am besten. Diese Schüler:innen merken sich den Lernstoff besser, wenn sie ihn praktisch erleben und selbst ausprobieren können. Das klassische Schulmodell mit wenig Praxis ist daher oft nicht gut geeignet für sie.
Praktische Tipps:
- Erklären Sie den Lernstoff mit praktischen Beispielen aus dem echten Leben.
- Binden Sie Rollenspiele und Bewegungssimulationen ein (zum Beispiel gemeinsam eine Szene nachspielen, die einen bestimmten Lerninhalt veranschaulicht).
- Nutzen Sie interaktive Aktivitäten und Experimente.
- Setzen Sie Hilfsmittel wie Baukästen, Modelle oder andere greifbare Materialien ein.
Besonders geeignet für Fächer wie:
- Chemie und Physik (verschiedene Versuche, Experimente zu physikalischen Gesetzen)
- Mathematik (praktische Umsetzung von Textaufgaben, Geometrie mit Bauklötzen)
- Fremdsprachen (Memory-Spiele mit Wörtern und Bildern, Staffelläufe mit Vokabeln)
Wussten Sie schon?
Das Bildungsprojekt „Bewegte Schule“ bietet zahlreiche praxiserprobte Materialien und Ideen für bewegten Unterricht. Auf der Unterseite „Bewegtes Lernen” können Sie sich vielfältige Übungen und Anleitungen für verschiedene Fächer und Schulstufen herunterladen, die Bewegungselemente in den Unterricht integrieren.
4. Kognitiver Lerntyp
Personen mit diesem Lernstil profitieren besonders, wenn sie klare Strukturen und logisch verknüpfte Informationen erhalten. Sie lesen gern Texte und erstellen sich daraus eigene, prägnante Zusammenfassungen oder Notizen.
Praktische Tipps:
- Geben Sie Anweisungen und Aufgaben möglichst strukturiert in schriftlicher Form.
- Regen Sie das Führen eines Lern-Tagebuchs an, in dem das Kind das Gelernte zusammenfasst.
- Üben Sie das Kürzen und Umschreiben von Notizen, damit wichtige Informationen besser herausgefiltert werden.
- Fördern Sie das Erkennen von Mustern und logischen Zusammenhängen im Lernstoff.
Besonders geeignet für Fächer wie:
- Mathematik (Problemlösung, Kombinatorik, logische Aufgaben)
- Physik (elektrische Schaltkreise, Newtonsche Gesetze)
- Chemie (Reaktionsgleichungen)
Wie lässt sich der Lernstil bei der Nachhilfe erkennen?
Jedes Kind hat eine eigene Persönlichkeit und somit auch unterschiedliche Lernbedürfnisse. Umso wichtiger ist es, möglichst früh herauszufinden, welcher Zugang beim Lernen am besten passt. Diese einfachen Methoden helfen dabei:
- Beobachten Sie, wie das Kind Informationen aufnimmt. Malt es gern oder schreibt es sich Inhalte auf? Dann spricht viel für einen visuellen Lernstil. Hört es lieber zu oder diskutiert mit, ist es möglicherweise ein auditiver Typ.
- Probieren Sie verschiedene Methoden aus. Präsentationen mit Bildern, Audioaufnahmen oder Bewegungsspiele – zeigen Sie dem Kind unterschiedliche Lernwege und achten Sie darauf, was gut ankommt.
- Sprechen Sie mit den Eltern oder dem Kind selbst. Vielleicht erzählt es von einem Lieblingsfach, bei dem mit Bauklötzen oder Skizzen gearbeitet wurde. Solche Hinweise geben schnell Aufschluss über Lernvorlieben.
- Achten Sie auf Reaktionen im Lernprozess. Zeigt das Kind bei langen Texten Frust, aber Freude beim Zuhören oder Mitreden? Dann lohnt sich ein stärkerer auditiver Zugang.
- Nutzen Sie einen kurzen Lernstil-Test. Online gibt es viele einfache Fragebögen, mit denen sich der bevorzugte Lernstil einschätzen lässt – besonders bei älteren Kindern eine praktische Orientierungshilfe.
Wer den passenden Lernstil erkennt, kann die Nachhilfe individuell gestalten. Das sorgt für mehr Motivation, bessere Ergebnisse und mehr Freude am Lernen.
Individuelle Förderung für einen nachhaltigen Lernerfolg
Nachhilfe wirkt dann am besten, wenn sie sich an den Bedürfnissen und der Persönlichkeit des Kindes orientiert. Ob visuell, auditiv oder mit viel Bewegung – entscheidend ist, was beim Kind wirklich ankommt. Wer diese Unterschiede erkennt und darauf eingeht, legt den Grundstein für ein wirksames Lernen.
Eine gute Lernbegleitung bietet die Chance, einen Raum zu gestalten, in dem sich Kinder wohlfühlen, ernst genommen werden und Motivation entwickeln. Wenn Sie neben Ihrem Wissen auch Geduld und Einfühlungsvermögen mitbringen, wird Lernen zu einem Prozess, der Sinn macht und Freude bereitet.